Thema: externe Coaches

Thema: Wann wird systemisches Coaching durch externe Coaches sinnvoll eingesetzt?

Ein externer Coach kann die Sicht von außen auf die Situation und das Unternehmen einbringen und von daher Aspekte sichtbar machen, die von innen nur schwer erkennbar sind. Umgangssprachlich ist das als Betriebsblindheit bekannt. Systemisch gesehen ist es nicht möglich, als Mitglied eines Systems dieses vollständig zu überblicken. In diesem Sinne ist es die Aufgabe des externen Coaches, sich seine Unabhängigkeit weitestgehend zu bewahren, um so dem Unternehmen die bestmögliche Außensicht zu gestatten.

Als hohe Kunst angewandt, ist externes Coaching dem Vorhaben eines ethnologischen Feldforschers in mancher Hinsicht ähnlich: Dieser nimmt teil am Leben eines ihm unbekannten Volksstammes und einer ihm unbekannten Sprache. Durch Teilnahme erfährt er von den Gewohnheiten, Schwierigkeiten und Lebensumständen aus der Sicht der Beteiligten. Dennoch wird er nie zum Mitglied des Stammes, weil er damit seinen Forschungsauftrag aufgeben würde (historisch ist dies immer wieder vorgekommen). Im Unterschied zum Ethnologen benutzt der Coach sein durch Teilnahme am System erworbenes Wissen nicht zu Forschungszwecken, sondern für seine Diagnose, auf die er seine Intervention aufbaut. Die Intervention nun soll dem System eine neue innere Regulation ermöglichen. Der Coach muss dabei immer wieder zwischen seiner Außensicht und der Sicht, die er sich quasi von innen her erworben hat, wechseln. Die Außensicht paart der externe Coach mit Neutralität. Diese Neutralität kann er einnehmen, weil er keine innerbetriebliche Beurteilungsfunktion besitzt und somit nicht über Gehaltserhöhungen, Prämien oder berufliche Karrieren entscheidet. So arbeitet er zwar für den Erfolg des Unternehmens und für den Erfolg seines Coachee und sorgt so dafür, dass über das Einzelinteresse das Gesamte im Blick bleibt, er nimmt jedoch keine Weichenstellungen vor und ist nicht Partei. Insofern wird der Coachee nicht kontrolliert vom Coach und kann sich angstfrei mitteilen, weil der Coach aufgrund seiner Rolle und Funktion seine Neutralität glaubhaft machen kann.

Für welche Situationen kommt Coaching durch einen externen Coach in Betracht?

  • während der ersten 100 Tage als Führungskraft oder als Führungskraft in einem neuen Unternehmen
  • wenn der Chef vorher Kollege war, um den schwierigen Wechsel von der kollegialen Ebene zur Führungskraft zu bewältigen
  • bei wichtigen persönlichen und/oder betrieblichen Entscheidungen (beispielsweise bei der Frage, ob die Übernahme einer Führungstätigkeit im Ausland mit der Familie kompatibel ist bzw. wie das am besten arrangiert werden kann)
  • bei persönlichen Krisen, die die Arbeitsfähigkeit beeinträchtigen
  • bei hohem Stress bzw. ungünstigem Umgang mit Druck und Belastung, wodurch Gesundheit und Arbeitsfähigkeit eingeschränkt sein können
  • um den Umgang mit besonders schwierigen Mitarbeitern zu erleichtern
  • wenn die Beratung durch die Führungskraft wegen dessen Beurteilungsfunktion das Ergebnis zu sehr stört
  • zur Reflexion des eigenen Führungsstils und Führungsverhaltens
  • zur Vorbereitung wichtiger Präsentationen und Meetings
  • zur Vorbereitung von entscheidenden Verhandlungen
  • bei schlechten Ergebnissen und hoher Fluktuation der Mitarbeiter können die führungsrelevanten Einflussfaktoren analysiert und optimiert werden
  • Unterstützung von Mitarbeitergesprächen und Zielvereinbarungsgesprächen
  • bei Umgang mit Konflikten auf Mitarbeiterebene, zwischen Mitarbeitern und Führungskraft oder hierarchieübergreifend

und vieles mehr.


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